Felicitas Jordan-Feller - HAE Women

Felicitas Jordan-Feller HAE Women

Aufgewachsen zwischen Felsen und Gletschern im Oberwallis hat Felicitas Jodan-Feller die Berge nie nur gesehen sondern sie gelebt. Schon als Kind verbrachte sie ihre Sommer in der Wiwannihütte und später in der abgelegenen Hollandiahütte, wo Bergsteigen zum Alltag gehörte. Heute ist sie Bergführerin, Kletterin und Mitinitiantin von AlpInklusiv, einem Projekt das Bergsport für alle zugänglich machen will – unabhängig von Einschränkungen oder Herkunft. Im Sommer führt Felicitas unsere Mehrseillängenkurse für Frauen. Im Gespräch erzählt sie warum der wahre Wert des Bergsteigens nicht in Leistung oder Tempo liegt sondern im geteilten Erlebnis. Sie spricht über Vertrauen, Gemeinschaft und die Magie des Sonnenaufgangs nach einem frühen Aufstieg. Und sie zeigt wie man mit Achtsamkeit und Erfahrung Schritt für Schritt in die Berge findet. Ein Interview über Mut, Demut und den Zauber der Reduktion auf das Wesentliche.

Du bist im Oberwallis aufgewachsen. Wie war das, so nah an den Bergen gross zu werden?

Die Berge haben mich seit meiner frühen Kindheit geprägt und gehören für mich seit anhin zu meinem Leben dazu. Aufgewachsen im Oberwallis, habe ich die Sommer vor allem in der Hütte meiner Eltern verbracht, der Wiwannihütte. Ich hatte oft die Gelegenheit meinen Vater als Bergführer auf Touren zu begleiten, mit und ohne Gäste. Dies hat meinen Schwestern und mir sehr viel Spass gemacht und somit wurde der Bergsport für uns zu etwas ganz Natürlichem. Später haben meine Eltern die Hollandiahütte, eine abgelegene hochalpine SAC-Hütte übernommen. Hier im Frühling und Sommer zu arbeiten und immer umgeben von der faszinierenden Natur zu sein hat mich weiter sehr geprägt.

Felicitas-Jordan Feller HAE Womens

Wann kam der Moment, an dem du gemerkt hast, dass die Berge für dich mehr sind als ein Freizeitort?

Nachdem ich mit internationalen Sport- und Eiskletterwettkämpfen aufgehört habe, widmete ich mich intensiver dem Bergsteigen und Skitouren. Dadurch wurde mir bewusst, wie sinnstiftend und nachhaltig geteilte Bergerlebnisse mit anderen zusammen sind. Auch, dass bei den schönsten und bleibenden Momenten nicht der Schwierigkeitsgrad, das Tempo und die Leistung zählen, sondern das unvergessliche Erlebnis. Aber nicht nur die Arbeit in und mit der Natur, sondern auch der Faktor Mensch hat mich dazu bewogen den Bergführerberuf ins Auge zu fassen. Auch heute noch, fasziniert es mich immer wieder zu sehen, wie nachhaltig schöne Bergerlebnisse Menschen prägen können und wie toll es ist, sie dabei begleiten zu können. Es ist für mich ein grosses Privileg diesen Beruf ausüben zu können.

HAE Felicitas Jordan-Feller

Viele möchten selbst mehr Zeit in den Bergen verbringen. Was würdest du ihnen raten, um gut und sicher einzusteigen?

Sich Schritt für Schritt an den Bergsport herantasten und keine Etappen überspringen. Da es im Bergsport viel im Bereich der Sicherheit zu lernen gibt, lohnt es sich Kurse zu besuchen und gleichzeitig regelmäßig in die Berge zu gehen, um das gelernte umzusetzen. Es bedarf im Bergsport jedoch an einer differenzierten Selbsteinschätzung, was die Schwierigkeit und sein eigenes Können in Bezug auf eine Tour angeht. Um sicher unterwegs zu sein ist nicht nur ein solides Wissen, sondern auch diese Eigenschaft unabdingbar.

Erfahrung in den Bergen bildet sich über viele Jahre. Trotzdem kann in jedem Niveau ein unvergessliches Bergerlebnis geschaffen werden, welches in Erinnerung bleibt. Egal ob Skitouren oder Bergsteigen, um sein Niveau zu steigernd ist es wichtig, regelmäßig und bei verschiedenen Verhältnissen unterwegs zu sein und seine Entscheidungen auf Touren jeweils zu reflektieren und im besten Fall mit einer erfahreneren Person zu Debriefing. Weiter ist eine realistische Tourenplanung sehr wichtig.

Du betonst das Miteinander in den Bergen. Was macht Gemeinschaft für dich dort so besonders?

Gemeinsame Erlebnisse in den Bergen schweissen Beziehungen zusammen und haben das Potential ein tiefes Vertrauen in die andere Person aufzubauen. Durch Bergerlebnisse insbesondere in Gruppen, kann aber auch ein Teamzusammenhalt, die Motivation über sich hinauszuwachsen oder andere in schwierigen Situationen zu unterstützen entstehen. Der Bergsport bietet so viel mehr, als einfach nur seine eigene Leistung zu steigern.

Mit dem Wissen wie gesundheitspräventiv und fördernd der Bergsport auf Menschen wirken kann, biete ich seit diesem Jahr bei der Alpinschule Bietschhorn und Bergführerkolleginnen Angebote zum inklusiven Bergsteigen an. Das heisst, Menschen mit und ohne Einschränkung und unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status sollen dadurch Zugang zum Bergsport erhalten. Das Ziel ist es Barrieren abzubauen und allen Teilnehmenden einmaliges Bergerlebnis bieten zu können. Um die Angebote weiter auszubauen sind wir gerade dran einen Verein zu gründen: AlpInklusiv.

Gibt es einen Moment in den Bergen, der dich immer wieder berührt oder motiviert?

Mein Lieblingsmoment in den Bergen ist für mich der Sonnenaufgang. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn der Anblick der Berge bei Sonnenaufgang ist etwas Wunderschönes. Dies bleibt in Erinnerung.

Wenn du an Glück in den Bergen denkst... Was bedeutet das für dich?

In den Bergen wird vieles klarer. Kein Lärm, kein Alltagstrubel – nur Natur, Wetter, Körper, Atem. Glück in den Bergen heisst für mich die Reduktion auf das Wesentliche.

Hier kommst du zur Webseite von Felicitas und zur Alpinschule Bietschhorn Ausserberg

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