Poma Lift. Ein Denkmal aus Stahl, Schnee und Erinnerung.

Poma Lift HAE

Ein rostiger Begleiter, der geblieben ist

Wenn irgendwo in der Westschweiz ein Tellerlift knarzt, ein altes Rad in der Bergstation klappert und der Schnee unter den Skiern ruppig nachgibt, dann ist er oft nicht weit. Der Poma Lift. Kein Lift wie jeder andere, sondern ein Stück alpines Erbe. Nicht laut vermarktet, nicht modernisiert, nicht mit Sitzheizung versehen. Dafür rau, ehrlich und zutiefst vertraut.

Man erkennt ihn sofort. An der Geräuschkulisse. Am Teller, der etwas zu tief hängt. An der rostigen Mechanik, die sich seit Jahrzehnten gegen den Hang lehnt, so als würde sie den Winter selbst in Bewegung halten. Wer ihn je gefahren ist, vergisst ihn nicht mehr.

Erfunden aus Notwendigkeit, gebaut für die Ewigkeit

Der Ursprung dieses Lifts liegt im Jahr 1936. Jean Pomagalski, ein französischer Ingenieur mit einem Hang zum Praktischen, baute damals in Alpe d’Huez den ersten funktionsfähigen kuppelbaren Schlepplift mit Teller. Seine Idee war nicht spektakulär, aber revolutionär. Eine einfache Stange, eingehängt in ein Förderseil, sollte Skifahrer den Berg hochziehen. Schnell, kostengünstig, effizient. Kein Schnickschnack. Nur Funktion.

Der Name Pomagalski wurde zu „Poma“. Und Poma wurde zum Inbegriff eines Lifttyps, der den Zugang zum Skifahren für eine ganze Generation ermöglichte. Besonders in der Westschweiz, in kleinen Skigebieten im Wallis, im Jura oder rund um das Waadtland, war der Poma Lift der erste, den man je benutzt hat. Und oft auch der letzte, an den man sich erinnert.

Poma Lift Arolla

Ein Gerät, das mehr tut, als Menschen zu transportieren

Technisch betrachtet ist der Poma Lift ein Anachronismus. Ruckartig beim Start, stur im Ablauf, unnachgiebig bei Fehlern. Der Einstieg verlangt Konzentration. Die ersten Meter sind ein Test für Gleichgewicht und Nerven. Doch sobald die Skispitzen ruhig gleiten und der Teller gleichmässig zieht, beginnt etwas anderes. Etwas Ruhigeres. Etwas Tieferes. Eine Art alpine Meditation.

Der Blick schweift über die verschneite Landschaft. Der Wind pfeift in den Masten. Die Geräusche sind metallisch, aber vertraut. Der Hang liegt vor einem, noch unberührt. Und in dieser stillen Fahrt bergauf merkt man, dass man gerade mehr erlebt als Transport. Man erlebt eine Erinnerung. Eine Rückkehr zu etwas Ursprünglichem.

Nicht bequem, aber ehrlich

In einer Zeit, in der Sessellifte beheizt sind und Kabinen mit WLAN ausgestattet werden, wirkt der Poma Lift wie ein Fossil. Und doch – oder gerade deshalb – zieht er jene an, die das Ursprüngliche suchen. Kein Komfort, keine Show. Nur du, der Hang, und eine rostige Mechanik, die dich bergauf bringt.

Viele Snowboard- und Skifahrer:innen verbinden ihre ersten Erinnerungen an den Wintersport mit einem Poma Lift. Stürze beim Einstieg. Das Warten im Wind. Das Verheddern der Stöcke. Und natürlich: der Stolz, wenn man oben ankommt ohne rauszufliegen.

HAE Poma Lift

Ein Relikt, das sich weigert zu verschwinden

Trotz ihrer Robustheit und des Kultstatus sind Poma Lifte heute vom Aussterben bedroht. Moderne Bahnen bieten mehr Kapazität, mehr Komfort, geringeres Risiko für Anfänger. Und so werden sie Jahr für Jahr stillgelegt oder ersetzt.

Doch in gewissen Regionen, vor allem in kleinen, lokal geführten Skigebieten, werden sie liebevoll gepflegt. Nicht nur aus Budgetgründen, sondern weil sie ein Stück gelebte Geschichte sind. Und weil sie funktionieren.

Mehr als nur ein Lift: eine Erinnerung, die fährt

Der Poma Lift ist unbequem, laut und manchmal unberechenbar. Aber er ist ehrlich. Er steht für eine Zeit, in der Skifahren kein Luxus war, sondern Leidenschaft. In der der Berg nicht inszeniert wurde, sondern einfach da war.

Wer einen Poma Lift fährt, erlebt nicht nur einen Aufstieg, sondern auch ein Gefühl.
Ein Gefühl von Winter, Kindheit, Anfängen. Von Stahl und Schnee. Von Kultur.

Poma Lift Teller

Ein Aufstieg, der bleibt

Vielleicht ist er bald verschwunden, der klassische Poma Lift. Aber sein Erbe bleibt. In alten Fotos. In Anekdoten, die man lachend am Hüttentisch erzählt. Und in der Art, wie wir die Alpen sehen: nicht als Ort des Komforts, sondern als Raum für echte Erlebnisse.

Wer einmal einen Poma Lift gefahren ist, weiss:
Es ist nicht bequem. Aber es bleibt.

 

Quellen:

  • Wikipedia – Poma (Unternehmen)

  • Ropewaygrips.ch – Poma Schlepplifte

  • Berghistorie.ch / Bergbahnen.org

  • Poma Group (poma.net)

 

Poma Lift auf dem Rückweg
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